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09.06.2005
Jahreshauptversammlung des BUND Südpfalz:
Vorstandswahlen und Fragen zum vollständigen Autobahnanschluss
für die B 272
LANDAU / ESSINGEN / HOCHSTADT / OFFENBACH. Mit Reinhold Siener, Oberotterbach,
hat der BUND Südpfalz auf seiner jüngsten Jahreshauptversammlung einen neuen
Vorsitzenden gewählt. Dem als Erster Vorsitzender nicht mehr kandidierenden
Rüdiger Maul wurde zusammen mit Johannes Becker das Amt des Stellvertretenden
Vorsitzenden anvertraut. Mit herzlichen Worten wurde die Arbeit des bisherigen,
langjährigen BUND-Kreischefs gewürdigt.
Thema waren u. a. die neuerlich energisch ins Gespräch gebrachten Bemühungen
mehrerer Kommunen, für die zwischen Landau und Schwegenheim verlaufende B 272
einen Vollanschluss an die A 65 zu erreichen.
Es wurde gefragt, ob die für diesen Vorstoß verantwortlichen Kommunalpolitiker
die unvermeidlichen Folgewirkungen für ihre Mitbürger sowie auch für die Bauern
und Winzer entlang der B 272 mit abgewogen hätten, wie sehr sie möglicherweise
in eine selbst aufgestellte Falle hineinrennen.
Schon seit geraumer Zeit beginne in Essingen wie auch in Hochstadt die Angst
umzugehen, dass bereits heute diskutierte Ausbaupläne die Umwandlung der B 272
in einen Autoschnellweg mit explodierendem Massen- und Schwerlastverkehr bringen
werden.
Mit dem Vollanschluss und den zwangsläufig damit verbundenen Verkehrszuwächsen
würden diese Ausbaupläne ein erhebliches Stück näher rücken.
Hiervon stehe zwar nichts im aktuellen Bundesverkehrswegeplan, schlafende Hunde
seien aber schnell geweckt. Daher gelte es, erkennbaren Anfängen zu wehren,
statt eines Tages von vollendeten Tatsachen buchstäblich überrollt zu werden.
Immerhin zeige ein Blick auf die aktuelle Straßenkarte, dass seitens Politik und
Straßenplaner von Westen wie von Osten her in Richtung Querspange B 272
gearbeitet werde: Rechtsrheinisch sei die mit der vierspurigen B 9 verknüpfte
B 35 bereits großzügigst ausgebaut; der vierspurige Ausbau der B 10 - zunächst
zwischen Godramstein und Queichhambach - werde von den Planern mächtig
vorangetrieben. Welch ein begehrtes Schlupfloch für zukünftige Mautflüchtlinge
würde da mit einer ausgebauten B 272 geöffnet!
Die Ereigniskette sei voraussehbar: Erst Vollanschluss, dann zunehmender
Verkehr, dann Ausbau, dann weitere Verkehrszunahme mit weiteren unerfreulichen
Auswirkungen für die Bevölkerung. Wenn nicht aufgepasst werde, werde der
Südpfalz bei Landau eine Art "Frankfurter Kreuz" mit extrem
raumgreifender Architektur beschert. Auf die Südpfälzer Verkehrsströme ginge
eine stark bündelnde Wirkung aus.
Dem Vernehmen nach solle der Vollanschluss kommen vor allem zugunsten weit
überdimensionierter Lagerflächen in Offenbach und auf Essinger Gemarkung, die
- wie jeder selbst feststellen könne - in die Landschaft passen wie die Faust
aufs Auge und außer stetig anschwellendem Schwerlastverkehr nicht allzu viel
bringen dürften.
Stehen hier krasser Flächenverbrauch und ökonomischer Ertrag
überhaupt noch in einem vertretbaren Verhältnis?
Daher die Frage: Ist es richtig und nötig, die Queichauen östlich von Landau in
atemberaubender Geschwindigkeit zu einer Art "Lagerplatz der Nation"
herabzuwürdigen?
Warum eigentlich genüge nicht der gut vernetzte Vollanschluss bei Queichheim?
Warum lasse man die immerhin von Michelin noch genutzte Schienenstrecke
Landau/Germersheim mit ihrem nicht zu übersehenden Anbindungspotential einfach
verrotten?
Vor knapp 20 Jahren beseitigte man still und heimlich die Aufschüttung des
ehemaligen Dammheimer Gleisbogens für die Anbindung der dortigen Schienenstrecke
nach Neustadt, nur um Dammheimer Winzern die abgelehnte Autobahn schmackhaft zu
machen.
Der Schienengüterverkehr über große Entfernungen wird Zukunft haben.
All dies werfe die besorgte Frage auf, ob in neoliberalen Zeiten überhaupt noch
perspektivisch gedacht werde und Politik nur noch darin bestehe, über die Köpfe
der Menschen hinweg die Wünsche demokratisch nicht legitimierter Kräfte zu
bedienen: Nur noch Reflex, kaum noch Reflexion?
Quelle: BUND Rheinland-Pfalz
Kontaktadresse: BUND Regionalbüro Pfalz
oder senden Sie uns ein E-Mail: [email protected]